Kothmaißlinger helfen in Rheinland-Pfalz Teil 1

Hilfeleistungskontingent für Rheinland-Pfalz

Hilfeleistungskontingent “Hochwasser/Pumpen“ in Rheinland-Pfalz

 

In der Nacht vom 14. auf 15. Juli 2021 traf ein verheerendes Unwetter die Rheinland-Pfalz.

 

Die Folgen des verheerenden Unwetters in Rheinland-Pfalz werden noch lange nicht beseitigt sein. Der Landkreis Cham hat deshalb nach Anforderung durch das Innenministerium am Freitag, den 23.07.21 ein Hilfeleistungskontingent „Hochwasser/Pumpen“ zusammengestellt, welches mit insgesamt 34 Einsatzfahrzeugen für drei komplette Einsatztage im Landkreis Ahrweiler bestmögliche Hilfe für die vielen Betroffenen geleistet hat. Die gesamte Dauer der Hilfeleistung dauerte vom 24. bis 28. Juli und damit fünf Tage.

Michael Stahl machte sich mit zwei weiteren Personen noch an diesem Tag, Freitag, auf in die Region, um die Vorbereitungen direkt absprechen zu können

 

In der Kreiseinsatzzentrale Cham trafen sich die Führungskräfte, um den fünftägigen Einsatz zu planen. Schon am Samstagvormittag starteten dann die ersten neun Fahrzeuge mit 30 Einsatzkräften als Vorauskommando, in Richtung Rheinland-Pfalz. Als Unterkunft sollte die nächsten Tage eine ehemalige Kaserne in einem Flugplatz bei Mendig dienen. Dort mussten jedoch erst Infrastruktur wie Wasser und Strom sowie die Versorgungslogistik aufgebaut werden. Die Versorgung mit Strom und Wasser wurde durch eigene Feuerwehreinheiten aufgebaut. Die nachrückenden Einsatzkräfte konnten in den stillgelegten Gebäuden die Feldbetten als Nachtquartier in den Mannschaftsstuben aufbauen.

Josef Aschenbrenner und Hans Kelnhofer gehörten zum Hauptkontingent. Wecken für beide war um 01:30 Uhr am Sonntagmorgen. Abfahrt mit dem Fahrzeug 14/1 um 02:00 Uhr von Katzberg aus nach Altenkreith.

Das Hauptkontingent startete am Sonntagmorgen um vier Uhr in Altenkreith und bestand aus weiteren 25 Einsatzfahrzeugen sowie zusätzlichen 145 Einsatzkräften aus dem ganzen Landkreis, die auch noch in einem Reisebus in die Region befördert wurden. Die Fahrt im Konvoi ging über Geiselwind nach Limburg zur Kaserne nach Mendig. Die Fahrzeit war rund zehn Stunden. Nach dem Bezug der ehemaligen Kaserne und weiteren Vorbereitungen gegen 16:00 Uhr gab Kreisbrandrat Michael Stahl gegen 21:30 Uhr einen ersten Überblick über die Einsatzlage und die kommenden Aufgaben. „Es ist ein riesiges Schadensbild mit unglaublicher Zerstörung. Noch immer sind Ortschaften über Straßen nicht erreichbar. Wir müssen uns möglicherweise auch auf das Schlimmste einstellen“, so der Feuerwehrchef.

 

Am Montag um 07:00 Uhr (Tag 10 nach der Katastrophe) starteten wir dann vom gut 40 Kilometer entfernten Mendig in die schwer getroffene Ortschaft Mayschoß.

(Mayschoss konnte bis Ende letzter Woche nur über einen kleinen Waldweg oder aus der Luft erreicht werden.) Die Anfahrt dorthin war alles andere als einfach, da zahlreiche Straßen gesperrt oder wegen des hohen Aufkommens an Transportfahrzeugen zu Einbahnstraßen umfunktioniert wurden. Die Fahrt durch die Weinberge hinab ins Tal mit dem plötzlichen Wechsel in den Krisenmodus war schon bedrückend. Die Zerstörungskraft des Wassers machte aus dem idyllischen Tal ein Kriegsgebiet, anders lässt sich der Zustand nicht beschreiben.

 

Über den ausgebauten Waldweg sind wir dann Bergab ins Dorf eingefahren. Gegen 08:45 Uhr kamen wir an. Mayschoß war acht Tage lang von der Außenwelt abgeschnitten und erst seit zwei Tagen wieder erreichbar. Ein Teil der durch den Ort führenden Bundesstraße war komplett weggespült.

Viele Häuser waren ganz weg, teilweise weg oder aber einsturzgefährdet.

Es wurde aber auch deutlich, dass aufgrund der riesigen betroffenen Fläche (rund 40 Kilometer entlang der Ahr) die Hilfe teilweise nur schleppend ankam, auch weil schlichtweg nicht zu viele Fahrzeuge in das teilweise enge Tal fahren konnten.

Der Erste Eindruck war unbeschreiblich.

 

Mit Pumpen und „Menpower“ kamen die Einsatzkräfte den Anwohnern zu Hilfe.

Im Weinkeller Mayschoß war unsere Aufgabe den Keller von knietiefen Schlamm zu entsorgen. Probiert wurde es mit einer Schlammpumpe. Zuerst musste Wasser aus der Ahr in den Keller gepumpt werden um den zähen Schlamm zu verflüssigen um dann mit der Schlammpumpe abgesaugt und abtransportiert werden zu können. Da jedoch sehr viel Unrat mit im Schlamm war, war das Pumpen erfolglos. Also wurden mit Eimern und Schaufeln und auch zivilem Personal die Kellerräume vom Schlamm entsorgt. Mitarbeiter der Genossenschaft sicherten noch brauchbare, Weinflaschen aus dem Schlamm. Diese werden als „Flutwein“ verkauft. Die Leute sagten, dass sie sonst nichts mehr hätten; dass ist für sie bares Geld. Die Menschenketten schütteten den Schlamm kübelweise auf die Straße. Mit Radladern wurde die „Brühe“ weggefahren. Gegen 18:30 war unsere Arbeit dann am ersten Einsatztag (Tag 10 nach der Katastrophe) beendet. Über den Weinbergweg ging es dann zurück ins Lager Mendig. Dort war dann Duschen, Essen, Befehlsausgabe für den nächsten Tag und Schlafen angesagt.

Am nächsten Tag, Dienstag, 27. Juli, (Tag 11 nach der Katastrophe) ging es um 07:00 Uhr wieder in die Ortschaft Mayschoß. Wieder wurden die Kellerräume vom Schlamm entsorgt. Eine weitere Aufgabe war eine Küche im ersten Stock der Genossenschaft vom Mobiliar zu Entrümpeln und den Schlamm aus der Küche zu entfernen. Hier wurden die Arbeiten gegen 17:00 Uhr beendet.

Es war eine zähe, schweißtreibende Arbeit für die Einsatzkräfte und leider vermutlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein, wenn man die Dimension der Schäden direkt vor Ort vor Gesicht bekommt. Dennoch aber konnte vor Ort den Anwohnern der bleibende Eindruck vermittelt werden, dass man sich bestmöglich um die dringendsten Probleme kümmert.

Die Fahrt ging dann noch zur Feuerwehr Mendig. Dort wurden die Fahrzeuge gewaschen und gereinigt für die Heimfahrt am nächsten Tag.

Am Abend war Kreisbrandrat Michael Stahl zufrieden mit der Arbeit seiner Feuerwehren, die auch für die Einwohner eine wichtige psychologische Stütze darstelle. „Ich danke euch für die intensiven Vorbereitungen und für eure Tatkraft, mit der wir ein Stück Hilfe leisten konnten“, so der Kreisbrandrat.  Er überließ das Wort auch noch an Richard Kreuzer, der den gut 170 Einsatzkräften ein paar Tipps für die eigene Verarbeitung der erschreckenden Bilder und Erlebnisse mit auf den Weg gab. Und wie sich am Abend vor der Abreise bereits herausstellte, war dies wohl nicht die letzte Anforderung für die schwer getroffene Region, denn es ging bereits eine weitere Anforderung an den Landkreis zur Unterstützung bei der Ölwehr bis 16. August ein. Leider ist die Problematik von zig Öltanks mit tausenden Litern an Heizöl in den kaputten Kellern noch weitgehend offen

Am Mittwoch, 28.Juli (Tag 12 nach der Katastrophe) wurde nach dem Frühstück das Lager in Mendig wieder vollständig geräumt. Feldbetten abgebaut, Strom und Wasserversorgung wurde abgebaut, die Zelte und die Feldküche abgebaut und die leeren Getränkekisten zum Abtransport bereitgestellt.

Gegen 10 Uhr wurde die Heimreise angetreten.


Alarmierung Sonderabruf
Einsatzstart 23. Juli 2021 01:30
Einsatzdauer 5 Tage
Alarmierte Einheiten Hilfsleistungskontingent der Feuerwehren des Lk. Cham darunter 2 Helfer der FF Kothmaißling